Dieser heimatkundliche Beitrag wurde für die Festschrift, anläßlich des 50-jährigen Bestehens der Hetzerather Bergmannssiedlung im Jahre 1989, auf Anregung des heimatkundlich interessierten 1. Vorsitzenden der Interessengemeinschaft Herrn Willi Mertens, erstellt. Es werden Beiträge zur Ortsgeschichte Hetzerath - z.T. Erstveröffentlichungen - und von den Nachbarorten behandelt, die aufgrund der historischen Zusammenhänge mit genannt werden.

Was veranlaßte den Verfasser, sich mit der Entwicklung der Ortschaft Hetzerath zu befassen? Nun er stellte vor Jahrzehnten fest, daß keine verläßliche heimatkundliche Literatur vorhanden war. Er suchte anfangs vergeblich nach quellenmäßig fundierten Abhandlungen. Es reizte ihn immer mehr, die Ortsgeschichtsforschung auszufüllen und zu ergänzen. Mit der Zeit verfügt er aus in- und ausländischen Archiven über eine umfassende Sammlung von neu erschlossenen Quellen. Diese bewegten ihn nun, die geschichtliche Entwicklung von den ersten aufspürbaren Anfängen aus der ältesten Zeit darzustellen. Er bittet jedoch um Verständnis, daß dieser Artikel aus Platzgründen nicht sehr ausführlich sein kann. Er soll auch nur Vorreiter einer späteren, bis ins Detail gehenden Gesamtveröffentlichung sein. Trotzdem versucht er eine fortlaufende Darstellung darzustellen.

Vor- und Frühgeschichte

Wie lange unser Heimatgebiet schon von Menschen bewohnt ist, wird sich mit Sicherheit nie feststellen lassen. Vor Jahrtausenden, im Mittel-Paläolithikum 70.000 bis 30.000 v.Chr. (Würmeiszeit), hat sich die heutige Landschaft in der wir leben mit all seinen Flüssen wie Rhein, Maas, Wurm, Niers, Erft und Schwalm und auch die kleinen Wasserläufe wie Baalerbach, Nisterbach, Kühlerbach und Doverhahnerbach gebildet. Es entstanden Sumpfniederungen und höher gelegene Flächen mit den verschiedensten Wachstumsmöglichkeiten. Allmählich bildeten sich auch die großen Waldungen zwischen Rhein und Maas aus.

Die ersten Lebewesen und der Mensch

Diese Voraussetzungen schufen Großtieren wie Höhlenbär, Mammut, Wildpferd, das märkische Nashorn, und auch den ersten Menschen (Neandertaler), die Voraussetzungen hier zu leben. So finden wir Wohnplätze nahe den verschiedensten Wasserläufen, meist auf Anhöhen, aus Vor- und Frühgeschichte. Diese archäologischen Fundstellen finden wir hauptsächlich in der Gemarkung Lövenich (Gut Haberg), Teverner Heide und Rheindahlen. Für unser Heimatgebiet ist die Fundstelle Haberg, eine der größten und vielfältigsten auch im ganzen Rheinland, von Bedeutung. Hier wurden über 5.000 Steinwerkzeuge aus der Zeit um 60.000 v.Chr. (Neandertaler Zeit) bis zum Mittel-Paläolithikum, zur Zeit der Kelten um 2.000 v.Chr., gar bis zur Römerzeit gesichert. Diese Funde beweisen neolithische Wohnplätze im Jung-Paläolithikum 35.000 - 10.000 v.Chr., die auch durch Grabungen - in 1960 durchgeführt vom Amt für Bodenpflege in Bonn und dem Kölner Institut für Vor- und Frühgeschichte - nach zweiwöchigen Grabungen bestätigt wurden.

Von solchen Wohnplätzen aus betrieb der damalige Mensch, der Sammler von Beeren und Früchten war, seine Jagd nach Nahrungsmitteln, die ihn in die umliegenden Waldgebiete, ja sogar bis zu den großen Flüssen trieb. So sind auch die Einzelfunde von Steinwerkzeugen aus den verschiedensten Epochen zu deuten, die eben bei diesen Jagden verloren gingen. Wir haben in der Gemarkung "Im Peschfeld" den Fund eines Steinbeils aus der Zeit um ca. 3.000 v.Chr. Ebenfalls einen Faustkeil ca. 5.000 v.Chr. auf dem "Hohenbuscheracker". In der Gemarkung Granterath und Doveren sind weitere Funde bekannt. Mehrere Funde dieser Art sind in der Nähe der Ortslage Hetzerath-Walberberg sichergestellt. Diese bezeugen, daß hier möglicherweise eine Rast- oder Sammelstelle war. Steht man dort in diesem Gelände und schaut in Richtung Haberg, so läßt sich auch eine Signalstelle, die mit Qualm aus Feuern signalisierte, vermuten.

Die Kelten

Bis um 2.000 v.Chr. bleiben uns die ersten Menschen unbekannt. Erst die Ligurer, die um diese Zeit seßhaft wurden und Landsiedlerstellen anlegten , geben uns eine geringe Kunde. Die sicher nachweisbaren Bewohner in unserem Heimatgebiet waren um 400 v.Chr. bis ins 1. Jahrhundert n.Chr. die Kelten. Es waren die ersten Kulturmenschen im Land zwischen Rhein und Maas und natürlich noch keine Christen.

Die Römer

Die Zeit der Römer von 54 bis 480 n.Chr. haben ebenfalls historische Spuren hinterlassen. So ist eine Römerstraße (Nebenstraße) von Jülich über Doveren nach Melik, mit einer Abzweigung bei Doveren über Golkrath nach Venlo, mit einem Posten (Postenhaus) bei Gansbroich sichergestellt. Mit den Römern breitete sich um 300 n.Chr. die Lehre Christie auch in unserem Heimatgebiet aus. Schon im Jahre 314 wird der erste Bischof von Köln Maternus und 342 der Bischof von Tongern Servatius genannt.

Die Germanen 

Gleichzeitig mit dem Zurückdrängen der römischen Legionen durch die germanischen Volksstämme kamen die Franken in unser Gebiet und siedelten in Streulage, jedoch meist an den verlassenen Römerstraßen. Durch Chlodwig, König der salischen Franken, wurde das Frankenreich gebildet, dessen Reich und Macht teilten sich nach seinem Tode seine Söhne. Es wurde in West- und Ostfranken aufgeteilt, woraus später im Westen Frankreich und im Osten Deutschland entstand. In der Merowingerzeit wurde das Land in Dukate (Verwaltungsbezirke) eingeteilt. Erst mit der karolingischen Grundherrschaft im frühen Mittelalter finden wir Quellen die Zeugnis geben, in erster Linie über das Reichs- und Kirchengut. Das Adelsgut war allerdings nicht wesentlich anders strukturiert. Charakteristisch war die Gliederung in Herren- und Saland sowie unabhängige Bauernstellen (mansi, habae), die Abgaben und Dienste schuldeten und somit dem Herrenhof eng verbunden waren.

Die Herren- und Fronhof, auch Curtis dominica genannt, umfaßte das Wohnhaus des Herrn oder Verwalters mit Behausung für Knechte und Mägde. Bei einer Curtis lag auch die Eigenkirche (Kapelle) des Herrn (z.B. Hohenbusch), doch verfügte nicht jede "ville" (z.B. Hetzerath) über eine eigene Kapelle. Ab dem 9. Jahrhundert war eine Verschiebung festzustellen. Ein "Freier" konnte eine "Mansis" (30 Morgen Ackerland und 30 Morgen Wiesen, Wald und Gewässer) bewirtschaften. Im Jahre 1148 werden urkundlich 3 "mansi" bei Hezelroidt verkauft, was z.Zt. urkundliche Erstnennung von Hetzerath bedeutet.

hezelroidt-hetzelrod-hetsenrot-hetzenrat-Hetzerath

Der erste Siedler war es Hezelin der in einer Rodung ein Haus (Hof) für sich und die Seinen baute, woraus eine "villa hezelrojdt" wurde, die erstmals 1148 urkundlich genannt wird? Der heutige Forschungsstand könnte dieses fast bejahen, wenn eben ein schriftlicher Beweis vorhanden wäre. Hezelin stammt aus sächsisch-karolingischem Geschlecht und stand in Verwandtschaft zum Geschlecht Balderich, Herrscher (Graf in Gau) zwischen Niers und Maas bis Wassenberg. Balderich hatte in hiesiger Gegend viele Besitzungen u.a. "hoenbusc" (Hohenbusch). Es heißt: "hoenbusc" war das freie Besitztum des freien Mannes Baldericius. Dieser verkaufte sein Allodium (unabhängiges Besitztum). Am 1 . April 1147 wird hierüber eine Urkunde erstellt. Es liegt nahe, daß Hezelin oder sein Vorfahre, ein Verwandter Baldericius, in der Nachbarschaft von Hohenbusch gesiedelt hat.

Wir können das Geschlecht Hezelin in seiner Verwandtschaft zum Kaiserhaus bis um 800 verfolgen. Im Jahre 1020 begegnet uns der 957 geborene Hezelin, Graf im Zülpichgau, zu Esch und Cochem, Graf und Voigt von Cornelimünster mit vielen Besitzungen, auch im Jülichgau und Lüttichgau und in unmittelbarer hiesiger Umgebung. Seine Ehefrau war die Tochter des Herzogs Ernst von Schwaben und Ehefrau Gisela, Tochter Herrmans des II von Schwaben. Ihre Mutter heiratete in 3. Ehe 1016 Kaiser Konrad II., Eltern des Kaisers Heinrich III. Auch urkundlich wird ein Hezelin, Probst am Mariengardenstift zu Köln, in einer Urkunde vom 29. November 1033 genannt, der sein Frohnhof zu Lövenich bei Erkelenz mit allen Zugehörigkeiten seiner Kirche schenkte. Soweit eine Einführung zum Geschlecht Hezelin. Der Hezelin ist vom Ortsnamen Hezelroidt wohl nicht mehr zu trennen.

Aber wie kommt nun die "villa" Hezelroidt in den Besitz der Abtei "rolduc" Klosterath bei Herzogenrath im heutigen Holland (gegründet 1104). In den Annalen "de Rodense" finden wir schon sehr bald einen Frater Hezelin. Hat nun der Frater Hezelin dem im Jahre 1104 gegründeten Kloster "rolduc" seine "villa" hetzelroidt übertragen, bei Eintritt ins Kloster? Überliefert ist, daß in der Gründerzeit des Klosters überwiegend "Begüterte" aufgenommen wurden. In einer Urkunde aus dem Jahre 1454 heißt es; die "vilia" Hetsenrade, die seit undenklichen Zeiten im Besitz des Klosters (rulduc) ist, wird an die Kreuzbrüder zu Hohenbusch verkauft. Nach heutigem Stand der Forschung kann man davon ausgehen, daß diese ausgezeichnete Linie Bestand hat. Es bietet sich keine andere Richtung an. Jedoch soll, wenn es weitere Forschungen ermöglichen, eine schriftliche Bestätigung erbracht werden.

Herrschaft und Gemeinde

In der karolingischen Epoche wurde das Reich in Gaue eingeteilt. Die Verwaltung und Gerichtsbarkeit lag in der Hand des Königs. Er bestellte auch die Gaugrafen als Verwalter. Unser Heimatgebiet westlich von folgender Linie; der Wurm bis zur Mündung in die Roer, roeraufwärts bis zur Mündung des Baalerbaches, den Baalerbach entlang bis zur Landwehr und weiter zur Niersquelle und deren Verlauf, gehörten zum Mühlgau (837 erstmals genannt als Mola-Gau). Deutung: Eher Talgau oder Muldegau? Somit gehörte Lövenich, zur Hälfte Baal, Körrenzig und Rurich zum Jülichgau. Diese Linie war seit altersher auch die Bistumsgrenze.

Im 10. Jahrhundert zerfielen die Gauen in kleinere Grafschaften, diese erhielten Sonderrechte und schließlich Gerichtsbarkeit. In der Folge erhielt Doveren als ältester und größter Ort mit Kirchspiel ebenfalls einen Gerichtsstand im Amte (Herrschaft) und Dekanat Wassenberg im Herzogtum Jülich (Burg Wassenberg schon 1118 genannt). An der Spitze des Amtes stand als Vertreter des Landesherrn der Drost als Amtmann (Landrat). Ihm zur Seite stand der Vogt. Grundherr (Grundbesitzer) unserer Gegend war zu dieser Zeit Graf Adelbert von Saffenberg. Der Sohn des Grafen Adelbert, Graf Adollf, heiratete Margarata von Schwarzenberg, die ihm eine Tochter gebar. Diese heiratete im Jahre 1136 Heinrich II von Limburg. Der gesamte Grundbesitz ging nunmehr in das Eigentum des Hauses Limburg über. In Folge wurden die Grafen und Herzöge von Jülich Landesherren, deren Stammsitz die Burg Hengebach (Heimbach) war. Graf Wilhelm von Jülich (1169 bis 1207) erbaute die Burg Nideggen und das Land wurde von hier Jahrhunderte lang regiert. Das Herzogtum Jülich mit Einverleibung der Herzogtümer Kleve, Berg und Ravensberg deckte fast die gleiche Fläche wie das heutige Nordrhein-Westfalen ab. Trotz kriegerischer Ereignisse, besonders im 17. Jahrhundert, blieb das Herzogtum Jülich bestehen.

1609-1614 Jülich-Kleverischer Krieg

1618-1648 30-jähriger Krieg, der in der hiesigen Gegend durch den Hessenkrieg um drei Jahre verlängert wurde.

1672-1676 Krieg Frankreichs gegen die holländischen Generalstaaten

1688-1697 Pfälzischer Krieg. Immer wieder mußten wegen der Truppendurchzüge, ob Freund oder Feind, Einquartierung, Kontribution, Unterkünfte und Verpflegung gestellt werden. Es mußten Repressalien übelster Art, wie Verschleppungen, Folterungen, Erhängungen und Brandschatzungen von der Bevölkerung hingenommen werden. 1742 österreichischer Erbfolgekrieg, dadurch wechselvolle preußische und österreichische Truppen in der Gemeinde. 1756 - 1763 Siebenjähriger Krieg. Erst durch das Einrücken der französischen Revolutionstruppen am 3. und 4. Oktober 1794 in unsere Dörfer und die Abtrennung des gesamten niederrheinischen Raumes am 9. Februar 1801 in französisches Staatsgebiet, brachte die Auflösung des Herzogtums Jülich. 

Beim Einmarsch der französischen Truppen war in Hetzerath Johann Haupts Ortsvorsteher. Die französische Verwaltungsreform wurde eingeführt. Das Roer-Departement mit Hauptstadt Aachen wurde gebildet. Das Arrondissement (Crefeld), Kanton (Erkelenz) und die Mairie (Doveren) waren für uns die Gliederungen. Doveren wurde, wie seit altersher, wieder mit den Ortschaften Baal, Granterath und Hetzerath, Bürgermeisterei (Mairie). Erster Bürgermeister wurde ein Jansen, Schereshof. 

Die Fremdherrschaft endete im Jahre 1814. Am 15. April 1815 unterzeichnete König Friedrich III von Preußen die Einverleibung des gesamten Niederrheins in die preußische Monarchie. Es entstanden die Regierungsbezirke Aachen, Düsseldorf und Kleve. Die von den Franzosen eingeführte Verwaltung blieb erhalten, lediglich die Landräte kamen aus dem alten Preußen und übernahmen hier die vorhandenen Ämter. Die Staatsschulden der Bürgermeisterei (Mairie) Doveren in Höhe von 7.076 Thaler, 4 Wyn urd ein Pfennig mußten bis 1830 getilgt sein. Hiervon entfielen auf die Gemeinde Hetzerath 88 Thaler, 7 Symber und 7 Pfennig und auf die Gemeinde Granterath 316 Thaler, 28 Symber und 6 Pfennig. Im Jahre 1817 wurde von der Grenzregulierungskommission die genauen Punkte für die Grenzsteine auf der Linie Aachen nach Elten am unteren Niederrhein festgelegt. Die Grenzsteine 376 bis 418 begrenzten den alten Kreis Erkelenz und die Niederlanden. Diese Grenze trennte nun zwischen Rhein und Maas altes zusammengewachsenes Land und Familien. Bis 1914 bei Ausbruch des 1. Weltkrieges wurde diese Grenze und die stummen Steine von der Bevölkerung, hüben und drüben nicht sonderlich beachtet.

Im Vorfeld einer Kommunalneuordnung begannen in den Gemeinden rege Tätigkeiten. So wurde im Jahre 1842 in Hetzerath ein Spritzenhaus für 132 Mark gebaut und in Granterath eine Feuerspritze für 350 Mark angeschafft. Zu dieser Zeit wird Winand Vinken als Ortsvorsteher in Hetzerath genannt. Die unruhigen Jahre 1848 und 1849 brachten außer einer großen Arbeitslosigkeit keine nennenswerten Vorkommnisse. Die innere Ordnung wurde von einer freiwilligen Bürgerwache aufrecht erhalten. Im Jahre 1851 fanden in Folge der Kommunalneuordnung aus dem Jahre 1846 die ersten Neuwahlen der Gemeinde- und Bürgermeistervertretungen statt. Zum Bürgermeister der Bürgermeisterei Doveren wurde Heinrich Jansen gewählt. Für die Gemeinde Hetzerath, die nun zum ersten Mal einen Gemeinderat mit 12 Mitgliedern einschließlich Bürgermeister stellte, ist dies ein geschichtliches Datum.

1851 Hetzerath - Gemeinde absoluter Majestät - öffentliche Gemeinde in der Bürgermeisterei Doveren im Kreise Erkelenz, Regierungsbezirk Aachen. Folgende Bürger gehörten dem Gemeindevorstand an:

  1. Joseph Spiess (Gutsbesitzer)
  2. Winand Vinken (Ackerer)
  3. Peter Josef Peters (Ackerer)
  4. Peter Ormanns (Ackerer)
  5. Matthias Bollenberg (Wirt)
  6. Christian Schmalen (Wirt)
  7. Leonard Cüppers (Ackerer)
  8. Wilhelm Hübgens (Ackerer)
  9. Johann Peter Haupts (Ackerer)
  10. Peter Anton Vennedey (Schuster)
  11. Anton Schaufenberg (Ackerer)
  12. Peter Josef Vennedey (Wirt)

Erstgenannter, Joseph Spiess wurde bis 1885 zum Bürgermeister und Peter Anton Vennedey wurde zum Beigeordneten (Stellvertreter) gewählt. Die Einführung erfolgte am 1. März 1851. Der Gemeinderat wurde gegliedert in:

  1. Armenvorstand
  2. Gemeinderat
  3. Schulvorstand

Nach dieser Verwaltungsreform wurden die Gemeinden durch den Bürgermeister und den Gemeinderat vertreten. Die Ernennung des Bürgermeisters und des Beigeordneten erfolgte auf Lebenszeit durch die Regierung und hatte Gültigkeit bis 1935. In den Gemeinden begann nun ein größeres Gemeinwesen, so wurden in Hetzerath 1855 die Feldhüter, die Klassensteuern und 1857 die Hundesteuer eingeführt. Seit 1860 liefen Bestrebungen für den Bau einer eigenen Schule in Hetzerath.

Schule in Hetzerath

Es werden wohl immer einige Kinder aus Hetzerath zur Schule nach Doveren gegangen sein. Eine Schulpflicht bestand erst seit dem 14. Mai 1825. Für den Bau einer Schule in Hetzerath wird wohl die Kommunalverwaltung aus dem Jahre 1846, mit der Bildung eines Rates für das Schulwesen gewesen sein. Es wurde durch die Anregung der Bürger ein Schulfond gebildet. Für die Aufstockung dieses Fonds wurden 50 Morgen der Hetzerather Heide (heute Schroofstraße, Heideweg und Elsmaar) von der gesamten Bevölkerung, - sogar Kinder und Frauen arbeiteten mit - gerodet, um dieses Gelände an Bauwillige zu verkaufen. Es stellte sich aber bei den Ausschachtungsarbeiten heraus, daß das Gelände wegen seiner hohen Feuchtigkeit nicht zum Bauen geeignet war, und das Vorhaben mußte als gescheitert angesehen werden. Nun sollte hier Hafer angebaut werden, was aber eine Mißernte einbrachte. Daraufhin wurde das Gelände mit Gras eingesät und es entstanden "Die Benden". Durch viele andere Aktionen konnte aber doch im Jahre 1868 mit dem Bau einer Schule begonnen werden, und es entstand die heutige "Alte Schule", die 1869 feierlich eröffnet wurde. Der erste Lehrer Herr Josef Küpper unterrichtete 38 schulfähige Kinder.

Daten - Ereignisse - Einwohner

1879 wurde Johann Hübgens Mitglied des Gemeinderates.

1885 wurde Winand Vinken Bürgermeister.

1886 kam vom Ackerer Gottfried Knippertz die erste Anregung in Hetzerath eine Kapelle zu bauen.

1896 28. Februar wurde ein Kapellenverein gegründet. Vorsitzender wurde Josef Peters.

Zwischen 1902 und 1920 wurden folgende Gemeinderatsmitglieder genannt: Josef Peters, Caspar Mevihsen, Peter Knippertz, Franz Peters, Laurenz Hübgens und Heinrich Bollenberg.

1913 Beteiligung der Gemeinde Hetzerath am Aktienkapital der Bohrungen der Firma Honigmann für die Gewerkschaft Sophia Jacoba wie folgt; zum Aktienkapital (1913) von 100.000 Mark trugen folgende Gemeinden zum Stammkapital bei:

  1. Gemeinde Doveren 3.000 Mark
  2. Gemeinde Baal 2.000 Mark
  3. Gemeinde Hückelhoven 2.000 Mark
  4. Gemeinde Granterath 1.000 Mark
  5. Gemeinde Hetzerath 1.000 Mark

Hiermit ist die Gemeinde Hetzerath schon sehr früh mit der späteren Zeche Sophia Jacoba in Verbindung getreten. 1912 wurde Peter Pauly Mitglied des Gemeinderates und 1917 Bürgermeister. Er war u.a. im Rat für die Interessen der Landwirtschaft und Vertreter in der Bürgermeisterei Doveren sowie 24 Jahre Schriftführer des Kapellenbauvereins.

1913 wurde in Hetzerath die erste Kirche (Kapelle) feierlich eröffnet, 1920-1934 wurde Anton Vennedey zum Nachfolger des Peter Pauly als Bürgermeister bestimmt.

Bei der kommunalen Neugliederung im Jahre 1935 fand eine Umgliederung der Ämter, mit der Bildung der Gemeinde Granterath und der Ortschaft Hetzerath im neugegründeten Amt Baal statt. Laurenz Stumm aus Granterath wurde der erste Ortsbürgermeister, es folgte ihm 1941 Jakob Lücker aus Hetzerath bis zum Ende des Krieges. Nach dem Krieg war von 1946-1948 Josef Sieben und von 1948-1952 Jakob Schläger aus Granterath, und von 1952-1969 war Otto Hübgens aus Hetzerath Oberbürgermeister.

Die allgemeine Pflicht Familiennamen zu führen, besteht seit dem Jahre 1443. Die Entwicklung von Familiennamen dauerte mehr als 100 Jahre. Zunächst findet man den Vornamen in Verbindung mit dem Wohnortsnamen (z.B. Jan von Erkelenz). In einer Liste von Studenten der Universität Köln von 1389-1555 finden wir im Jahre 1411 die Eintragung; Allaerdis de Hetzelroide, Kleriker der Diözese Lüttich, d.w.; die Studiengelder sind ihm erlassen, weil er arm war und sich in abhängiger Stellung befand. Sein Amt war Kleriker-Chorherr, Mitglied eines Domkollegiats oder Stiftskapittels und Kanonikat. Sein Amt war Servator (möglich Sekretär) bei Rütgerus Aldenhoven, eines Lehrers der freien Künste. Weiter erfährt man aus einem Brief vom 12. oder 16. Juni 1423, daß auf dem Hofe Allards in Hetzelroid geraubt wurde, mit folgendem Wortlaut: Brief des Bischofs von Lüttich aus Wassenberg an Herzog Adolf; bitten erneut um Rückgabe der von dem Hofe Allards zu Heüelroid geraubten Güter, bei Doveren, senden nähere Mitteilung an Urheber und Verbleib des Raubes. 

1454 wird Thys von Heüelrode genannt

1463 erhält Gödert von Harff u.a. den "Zehnten" in Hetzerath

1477 wird "Meister" Moll, Wilhelm Wilms, Peter Vinken, Gerhard Welters und Wilhelm von Elmpt genannt

1488 Gotzen von Hetzere

1499 28. August wird die Bruderschaft in Doveren genannt

1508 20. Juni bis 20.Juli 1515 war Arnold Vinken aus Doverhahn Abt in "rolduc" (Klosterath)

1509 Wilhelm und Ehefrau von Hetzelraid, Pächter auf dem Erbpachthof des Kreuzherrenklosters Wickrath in Westrich.

1549 Endgültige Abtretung der "villa" Hetzerath von Klosterath an Hohenbusch. 21 . Dezember (Tag Thomas Apostel); Beilegung des jahrelangen zwischen Convent Hohenbusch und Abtei Klosterath über den Hof und das Gut Hetzenrod (heute Spieshof). Die Beilegung dieses Rechtsstreits erfolgte nach langandauernden Prozessen und Gerichtsverhandlungen in Lüttich und in Köln vor einem vom Papst bestellten Richter. gez. Heinrich III von Jülich-Berg, dessen Räte Johann Spee, Probst und Archidiakon Peter von Clapis, Dr. der Rechte. Kopie von Johannes Vinck de Vuchtorp, päpstlicher und kaiserlicher Notar. Nachdem nun endgültig der Convent Hohenbusch als Besitzer des "Gutes" Hetzerath festgelegt war, blieb der Hetzerather Hof bis 1802 im Besitz der Hohenbusch Kreuzherren und wurde fortan Pachthof. Nach einem vorhandenen letzten Pachtvertrag aus dem Jahre 1797 vom 27. September erfahren wir den Namen einer Pächterfamilie; Johan Ehser und Ehefrau Gertrude Ropohl.

1553 Wilhelm Vinken Eheleute tauscht mit Convent Hohenbusch drei Stück Land am Frankenbusch

1563 Johann van Elmpt zu Hetzrat

1570 Leme-Lemenhof und Wilhelmhof; Prozessakte Convent Hohenbusch gegen Erben Lambert Hanen über einen Hof zu Hetzerath.

1638 Johann Schovenberg, Geschworener am Gericht in Doveren

1645 Arret Schmitz hat Haus und Hof in Hetzerath, ebenso Wilhelm Moll.

1645 Aus einer Steuerliste entnehmen wir Peter Lemmen (Lemenhof), Reiner Wirtz, Heinrich Vennedey und Nöll-Wennmacher.

1660 Gert Moll und Wilhelm Haupts werden genannt.

1668 Aus einer Sammlung im Kirchspiel Doveren erfahren wir folgende Spender: Wilhelm Heutz, Gerhard Christens, Lenz Heutz, Arret Schmitz, Theoderisch Blanken, Reiner am Endts, Reiner Moll (Schöffe zu Doveren) und Peter Kleff.

1670 In einem Schreiben vom 20. April an den Covent Hohenbusch werden folgende Einwohner Hetzeraths erwähnt: Reiner Peters, Wilhelm Schmitz, Lentz Haupts, Gerhard Wennmacher, Wilhelm Joeken, Jan Areths und Areth Arnolds.

1790 Beginn des Straßenbaues Aachen - Krefeld (spätere B 57)

Zwischen 1794 und 1814 dienten unter der Französischen Tricolore, Mischael Scheuren - Oberleutnant der Bürgermiliz - (geboren in Hetzerath) , Heinrich Ehser und Johann Josef Peters als Soldat.

1830 Diebstahl bei Caspar Vennedey

1839 Großes Schadensfeuer bei Johann Schovenberg, Theodor Steufmehl, Heinrich Vennedey, Theodor Savelsberg, Erben Ehser, I. Jöken, sowie A. und Ww. Vondalen.

Vom 19. März, aus dem Jahre 1869, liegt ein Brunnenvertrag der Brunnengemeinschaft "Im End" vor. Der Brunnen stand vor dem heutigen Haus Steinfalls, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von der Familie Franz Logen. Diesem Brunnenvertrag gehörten folgende Personen an: Heronimus Jansen, Theodor Philipen, Christian Steinmetzer, Mathias Deffour, Peter Joseph Oellers, Wilhelm Steufmehl, Erben Theodor Zerkaulen, Jakob Vondahlen, Wilhelm Steinfals, Laurenz Haupts, Johann Holzmann, Heinrich Lipsch, Hein Savelsberg, Felix Vondahlen, Margata Vondahlen, Geschwister Laurenz Vondahlen und Leonard Steinfalls. Hier lernen wir die Einwohner von Logen über Feldstraße, An der Post und Rurtalstraße aus der damaligen Zeit kennen.

Einer von drei Kriegsteilnehmern im Krieg 1870 - 1871 war Martin Thomas.

1895 Franz Steinfals diente als Soldat drei Kaisern. Ausgebildet wurde er bei den "Grünen Jägern" in Zabern-Schlettstadt.

1893 Peter Holzmann ging als 18-jähriger für 12 Jahre zur Landwehr und wurde dort Feldwebel (1919-1939 Direktor der Stadtsparkasse Erkelenz).

Dokumentierte Erstnennunqen von umliegenden Ortschaften

861 Wanlo

867 Jüchen - villa jochunda

867 Dalen - villa dalon-Rheindalen

898 Holzweiler - holzwiare

966 Erkelenz - herclince

966 Östrich - hostrich

966 Wegberg - berg, Rickelrath - richelvrodt, Watern - wateler

1104 Gründung der Abtei Klosterath - rolduc

1133 Lövenich - Schenkung durch Pfalzgrafen Hezel

1147 Hohenbusch - hoenbusc König Konrad der II. bestätigt dem Ministralen des Aachener Marienstjft Rudulfus und Ehefrau Ermentrud usw.

1178 Doveren - dubre. Doveren ist jedoch sehr viel älter als diese urkundliche Erstnennung (Wie auch die meisten anderen genannten Ortschaften). Wenn man alle Einzelheiten deuten soll, sind Überlieferungen aus der Römerzeit, wenn nicht schon aus der Zeit der Kelten, vorhanden. Der Name Doveren (dubre) auch aus dem keltischen zu deuten. 1148 Granterath - allod granterote

1148 Kühlerhof - curle

1148 Hetzerath-hezenrade

1226 Kaiser Friedrich II. bestätigt dem Marienstift Aachen das Besitztum Hoenbuc

1302 Kreuzbrüder lassen sich in hobosc (Hohenbusch) nieder

1305 12. Juli übertragen Dekan und Kapitel des Aachener Marienstifts den Herrenhof nebst Kapelle - honbusc - den Kreuzbrüdern aus Rolduc.

Zählungen in Hetzerath

1670 zählte Hetzerath 25, Granterath 30 und Baal 22 Häuser, 1825 229 Einwohner, 1833 49 Häuser, 1848 266 Einwohner, 1885 274 Einwohner, 1913 263 Einwohner, von denen 43 Kinder die Schule besuchten. Die Viehzählung im selben Jahr ergab 20 Pferde, 137 Stück Rindvieh, 120 Schweine und 50 Ziegen. Es wurden 1.533 Obstbäume gezählt. 1917 99 männliche und 127 weibliche Einwohner, 1925 275, 1930 306, 1933 307, 1935 350, 1939 mit Granterath 910, 1941 791, 1951 915, 1952 1.019, 1971 1083 und 1989 1.204 Einwohner.

Quellennachweis: Archiv Abtei ROLDUC, RIJKSARCHIEF Limburg in Maastricht, Bayrisches Staatsarchiv, Hauptstaatsarchiv Düsseldorf und Nebenstelle Kalkum, Archiv der Stadt Hückelhoven, Archiv der Stadt Erkelenz, Archiv des Kreises Heinsberg, Pfarrarchiv Doveren.

Literatur: Lacomblet, F .J. von I-IV. Geschichte der Rheinlande - Harald von Petrikovits

Anmerkung: Besonderer Dank gilt Frau Grete Nordalm von Haus Hohenbusch, Herrn Hubert Jansen von Gut Harberg und Herrn Dieter Pott von Gut Marienhof.

Quelle: Matthias Siemes | Festschrift "50 Jahre Interessengemeinschaft Hetzerath 1939-1989, Herbstkirmes September 1989"