Das erste Event der Interessengemeinschaft Hetzerath e. V. (IGH) nach der Pandemie fand am 26. Mai 2022 in Form einer Doppelveranstaltung statt. Die Markierung des vierten Wanderwegs mit einem roten Fuchssymbol wurde gepaart mit der Besichtigung des hochmodernen Milchviehbetriebs der Familie Vennedey.

Auch wenn die Überschrift etwas überheblich auf den gesamten Ort schließen lässt, trafen sich immerhin ein dutzend Neugierige und Wanderfreunde am Vatertag um 10 Uhr an der Kirche St. Josef bzw. an der davor stehenden Informationstafel. Durch die Hatzurode Straße verlief der erste Teil der Wanderung zum Betrieb der Vennedeys. Für die Besichtigung und den Rückweg zur Kreuzung Hatzurode-/Hohenbuscher Straße, wo wir uns mit den Mitbürgern die „nur“ wandern wollten treffen, waren zwei Stunden geplant. Dass dieser Zeitplan recht „sportlich“ war, konnten wir bei der Planung nicht ahnen.

Besichtigung des Milchkuhstalls

Das Tor vom Stall war geöffnet, ich war sofort über die Größe des Gebäudes überrascht. Wenn man sonst immer nur auf der Hohenbuscher Straße dran vorbei fährt, erkennt man seine Ausmaße gar nicht. Lydia, Anton „Toni“ und Niclas Vennedey begrüßten uns, Kekse und Getränke standen schon bereit. Niclas übernahm die Rolle des „Reiseführers“ und erklärte uns alles von den Kühen selbst, die Zucht, die Michgewinnung, die unterschiedlichen Futterarten (!) über Ohrenmarken bis hin zum Stall und dessen Technik.

Ohne zu langweilen ein paar Zahlen: derzeit stehen 149 Kühe im Stall. Zwei erwarten in den nächsten Tagen ein Kälbchen. Die älteste Kuh wird nächsten Monat 13 Jahre alt, im Durchschnitt verlassen die Kühe im Alter von acht Jahren den Stall in Richtung des Schlachters, was ich eigentlich recht traurig finde, wenn man sie so vor sich sieht! Je nach Zustand der Kuh, ob sie z.B. gerade gekalbt hat, gibt eine Kuh im Schnitt täglich über 30 Liter Milch („Spitzenkühe“ sogar mehr) ab. Mehrere Kühe haben bereits die Gesamtmenge von 100.000 Liter überschritten. Zwei hochmoderne Melkmaschinen, sie ähneln schon fast den Robotern die Fahrzeuge zusammenbauen, übernehmen den Job des Melkers. Um die Kühe „anzulernen“ waren, so erklärte uns Niclas lachend „drei 24 Stunden Schichten notwendig“ und weiter „danach hatten sie verstanden wo sie hin müssen“. Die Milch selbst gelangt per LKW in eine Molkerei nach Belgien, nicht weit von Aachen entfernt. Dort wird sie zur Produktion von recht bekannten Schokoriegeln verwendet. Also, wenn ein Hetzerather mal einen solchen isst, kommt die Milch quasi zurück!

Zur Ausstattung des Stalls gehört auch ein Wellnessbereich für die Kühe: sie können selbstständig das Gebäude verlassen und einen abgezäunten Bereich im Außengelände aufsuchen. Dort hängt auch eine von zwei  Kuhbürsten. Niclas sagte mir auf meine diesbezügliche Frage: „Die Investition von jeweils dreitausend Euro war mir das Wohlbefinden der Tiere wert“. Es machte auf mich den Eindruck, dass der Jungbauer seinen Traumjob gefunden hat. „Nur die Bürokratie und der Papierkram wird immer mehr… und macht natürlich weniger Spaß“ ergänzte er. Ich denke das ist verständlich, wenn heutzutage sogar über die Hinterlassenschaften der Kühe Buch geführt werden muss! Selbige werden übrigens von einem selbstfahrenden Gerät, ähnlich einem überdimensionierten Staubsauger, entfernt. Mit einem Blick in die Computerräume der Melkstände endete langsam unsere Runde im Stall.

Ein Blick auf die moderne Technik im Kuhstall

Bitte gestattet mir noch kurz auf die Technik dieser Geräte einzugehen: wie gesagt, alles wird per Computer gesteuert. Er erkennt jede Kuh, die wiederum einen Chip am Halsband hat. Er misst die gerade gemolkene Michmenge…natürlich pro Zitze. Bei einer Kuh gaben nur drei Milch ab, auch das wusste er und der entsprechende Sauger blieb in seiner Ruheposition. Statistiken werden natürlich auch erstellt: wieviel Mich hat die Kuh insgesamt abgegeben, wann wurde sie das letzte mal gemolken und und und. Es ist wohl überflüssig zu erwähnen, dass er auch die Milchqualität überwacht und Proben entnimmt. Natürlich spielt hier die Hygiene eine große Rolle: die Zitzen werden vor jedem Melken automatisch gereinigt. „Mit einer weichen Bürste“ erklärte Niclas mir. Der Apparat und die Sauger werden ebenfalls nach jeder Kuh desinfiziert, das ist doch selbstverständlich! Bei aller Technik haben nach wie vor alle Kühe einen Namen, auch wenn sämtliche Informationen auf den Ohrmarken stehen oder eben elektronisch gespeichert sind. Das ist heutzutage auch nicht mehr üblich und macht das Ganze noch sympathischer! Zum Schluss konnten wir noch einen Blick auf den benachbarten Fuhrpark werfen, was für unseren jüngsten Teilnehmer wohl in besonderer Erinnerung bleiben wird! So verging die Zeit wie im Flug, zum Treffen mit den eigentlichen Wanderern kamen wir mit Verspätung!

Auf diesem Weg ein herzliches „Dankeschön“ an die Familie Vennedey, besonders an unseren Führer Niclas, welcher schon auf seiner Schultüte einen Bauernhof abgebildet hatte...

Die Wanderung

Wie oben bereits erwähnt, erreichten wir mir etwas Verspätung den Treffpunkt zur eigentlichen Wanderung. Von der Kreuzung Hohenbuscher-/Hatzurodestraße starteten wir bei schönstem Wanderwetter ostwärts in Richtung Grantherath.

An der Einmündung auf die allseits bekannte „Rübenautobahn“ hielten wir uns rechts, um etwas später die Straße K32 zu überqueren. Am Ortsrand von Granterath ging es bei nächster Gelegenheit wieder nach rechts. Dem Weg folgend wanderten wir in südliche Richtung, parallel zur in einiger Entfernung sichtbaren B57, in Richtung der Ortschaft Baal. Nachdem wir das Granterather Fließ, was in heutigen Karten auch als „Doverhahner Bach“ bezeichnet wird, überquert hatten, gelangten wir in ein kleines Wäldchen. Wenn man es weiß und genau hinsieht erkennt man hier noch die Senke der ehemaligen „Hetzerather Badeanstalt“. Was heutzutage eigentlich lediglich ein langsam verlandender Tümpel ist, wurde vor vielen Jahrzehnten mit viel Mühe von den alten Einwohnern ausgehoben, um an heißen Sommertagen ein kühles Bad zu genießen.

Die nächste Möglichkeit wieder nach rechts um etwas später die Straße K29 zu überqueren. Leider wird an dieser Stelle immer mal wieder Unrat entsorgt, worüber ich mich jedes Mal aufrege. Doch diesmal war davon nichts zu sehen; welch ein Wunder! Ca. 300 Meter hinter der K29 erneut nach rechts, zurück nach Hetzerath. Links von uns erkennt man nun den von Bäumen umgebenen Marienhof. Offiziell gehört er schon zur Stadt Hückelhoven, obwohl seine Bewohner eher eine Beziehung zu unserem Heimatort haben. Wir befinden uns nun genau auf der Grenze zwischen den Städten Erkelenz und Hückelhoven.

Umsäumt von Eichen laufen wir nun leicht bergab in einen Hohlweg, überquerten den Doverhahner Bach erneut und auf der anderen Seite geht es wieder bergauf. Rechts von uns liegt nun die alte Kiesgrube und die Hetzerather Kirche genau vor uns. Kurze Zeit später treffen wir auf die Rurtalstraße, auf die wir wiederum nach rechts abbiegen, um nach ca. 300 Metern links in die Jan-Karskens-Straße einzubiegen. Am Anfang dieser Straße liegt der alte Friedhof mit seinen Soldatengräbern.

Folgt man der Straße, gelangt man direkt zum Ortszentrum und der Stelle wo wir losgegangen sind. Doch soweit bin ich nicht gegangen, ich wohne in der Jan-Karskens-Straße und war froh zu Hause zu sein. Nicht weil es lästig war oder keinen Spaß gemacht hat, nein, ganz im Gegenteil. Es waren ein paar schöne Stunden, zusammen mit netten Leuten, interessanten Gesprächen, einer tollen Führung und das alles bei perfektem Wetter. Ich freute mich darauf die Bilder zu sichten um die ganze Veranstaltung Revue passieren zu lassen und letztlich…diese Zeilen zu schreiben! 

Noch nicht genug? Weitere Bilder vom und aus dem Stall sind in der Galerie abgelegt.