Historisches

Wer mehr über die Geschichte unseres Dorfes erfahren will, sollte sich einmal das Dorfarchiv im Kirchturm anschauen. Gerne werden dort noch historisch interessierte Mitstreiter gesucht.

Ergebnisse eifriger und fundierter Recherchen finden sich zukünftig in der Rubrik Historisches auf unserer Homepage. Regelmäßig werden hier neue Artikel eingestellt. 

Die Gründungen der Orte mit den Endungen -rath, -hoven und -weiler lassen sich bis in die fränkische Zeit (700-900) verfolgen. Die Endung -rath deutet auf Rodung. Diese Schreibweise ändert sich in der Geschichte wie -roe, -rothe, -roid, -radt, -rat und -rath. Während Granterath schon im Jahre 1118 urkundlich erwähnt wird, ist von der Entstehung Hetzeraths nichts bekannt.

Vermutlich ist Hetzerath eine mittelalterliche Rodung. Schon 1488 wird ein "gotzen von Hetzeren" und ein Peter Vinken genannt. 1522 wird Johann Leyendecker, 1553 Wilm Vinken aus Hetzenroidt und 1563 Johann von Elmpt aus Hetzenrat erwähnt. Schließlich werden nach dem 30jährigen Krieg 1668 Wilhelm Heutz, Gerhard Christens, Lentz Heutz, Gerad Schmitz und Reiner am Endts genannt.

Die Landnahme bei der Entstehung der Rodung Hetzerath erfolgte von Doveren, also vom Rurtale aus. Das beweist schon die jahrhundertlange politische und kirchliche Zugehörigkeit nach Doveren. Hetzerath wuchs zu einem Straßen- und Waldhufendorf heran. Die Form und Größe bewahrte es noch bis in unsere Jahrhundertwende.

Warum wohl? Dafür dürfte folgendes maßgeblich sein: Nach Westen grenzte die Rodung an die Liegenschaften des Freiherrn von Spiering zu Tüschenbroich, dem Doveren gehörte. Nach Süden hin lag nur ein Streifen leichten Kulturbodens. Dahinter wieder fremdherrlicher Wald, wo später der Birken- und Marienhof entstand. Nach Norden hemmte die geologische Beschaffenheit des Bodens die Ausdehnung. Schon auf der anderen Seite des Weges oder Straße war Sand-, Klei-, und Sumpfboden. Das besagen schon die Bezeichnungen "Auf der Heide" und "Pesche Kuhl" (=Sumpf bzw. nasses Land). Hierdurch entstand auch die Kuriosität, daß in Hetzerath nur auf der Südseite gebaut wurde. Nach Nordosten und Osten hatte das Kloster Hohenbusch seine Grenzen bis in die Hetzerather Gemarkung abgesteckt.

Es waren besondere Grenzsteine, die hier standen. Sie tragen die Inschrift "CH", das heißt "Convent Hohenbusch". Sie standen hier und da noch bis zur Flurbereinigung 1923/24. Der Hauptlehrer Emil Meves aus Granterath ließ einen dieser Steine auf den Matzerather Schulhof aufstellen, als er in Matzerath amtierte. Leider ist dieser Stein 1949 verschwunden und damit auch ein Zeugnis von geschichtlicher Bedeutung. Ein weiterer Stein stand in der Nähe der Hetzerather und Granterather Gemarkung. Dort lag am Bießenbusch das 34 3/4 Morgen große Klein-Rickeler oder Klein-Rickelrather Lehen. 22 Morgen lagen im Hetzerather und der andere Teil im Granterather Felde. Das Groß-Rickelrather Lehen mit 118 Morgen lag ausschließlich im Hetzerather Feld. Zum Klein-Rickeler Lehen führte ein Fußpfad von Granterath aus. Die jetzige Rickelstraße in Granterath war der Anfang des Pfades.

Das Klein-Rickeler Lehen war ein Knüppellehen und in vier große Stücke aufgeteilt. Das Kloster Hohenbusch besaß von allen "Mitgedelingen" den größten Lehenanteil mit 19 3/4 Morgen. Sie lagen zwischen dem Wege nach Erkelenz und dem Bießenbusch. Das andere Land teilten sich 21 Splißinhaber (Spliß ist eine kleiner Abschnitt) mit ein, zwei und drei Viertel Morgen und wurde meist an besitzlose Leute abgegeben. Bei der Vergebung der Lehenssplisse wurde vor allem auf die Dauer der Seßhaftigkeit, die verbürgte Ehrlichkeit und dem zähen Fleiß der Bewerber geachtet. Dieses geht aus einem damaligen Verzeichnis hervor. So heißt es:

"Arnold Wirtz ist in Hetzerath geboren und erzogen. Sein Vater war 20 Jahre lang Vorsteher im benannten Orte sowie Lehensträger des Groß-Rickeler Lehens, welches im Hetzeraher Feld liegt. Wilhelm Wilms ist im hiesigen Dorfe geboren und hat seine Kinder immer ehrbar erzogen. Gerhard Welter und Christian Lennartz sind auch in Hetzerath geboren und erzogen. Sie sind ehrlich und müssen sich vom Handschnitt der Mäharbeit ernähren". Soweit die Aufzeichnungen in der Mannbuchkammer zu Wassenberg.

Im Jahre 1454 nahmen die Kreuzherren von Hohenbusch die "Villa Hetzerath" mit etwa 110 Morgen in Erbpacht. Die "Villa" war Eigentum der Abtei Klosterrath. Am 1. Mai 1514 ging die "Villa" durch Kauf an Hohenbusch über.

Bei der Aufhebung der Klöster 1802 durch Napoleon kaufte der Domänenrentmeister Spieß zu Erkelenz etwa 160 Morgen. Spieß verkaufte einen Teil dieser Ländereien und behielt 60 Morgen für sich. Auf diesen erbaute er den Spießhof, der über 100 Jahre ein Begriff für Hetzerath war. 

Damit möchte ich meine Ausführung schließen. Dem Wunsche meiner Bergmannskameraden, einen Beitrag zu diesem Festbuch zu schreiben, bin ich gerne nachgekommen. Mit ihnen fühle ich mich heute noch genau so verbunden wie in der Zeit, in der ich mit ihnen in die Schächte von Sophia-Jacoba in Hückelhoven einfuhr. Und damit ein herzliches "Glückauf!"

Quellen:
1. Staatarchiv Düsseldorf (Akte Hohenbusch)
2. Beiträge von Emil Meves (Heimatkalender)
3. Geschichte der Städte, Flecken, Dörfer, Burgen und Klöster des Kreises Erkelenz (Ausgabe 1907) von Johann Brückmann, Königlicher Seminarlehrer

Dieser Beitrag wurde von Konrad Hittingen aus Granterath im Zuge der Festschrift "Siedlung Hetzerath 1939-1964" der Interessengemeinschaft Hetzerath veröffentlicht.