Es ist schon einige Monate her, und ein hiesiger ganz und gar bodenständiger Bauer hat mich als vermeintlichen "Finanzexperten" gefragt, woher kommt eigentlich das Geld? Er verstehe das nicht: es könne doch nicht sein, dass das viele umlaufende Geld real erwirtschaftet wird. Dafür sind die "Zahlen" zu hoch. Seiner Meinung nach müsste das doch - wie in seinem Fall - auf dem Feld oder im Stall ganz einfach erarbeitet und über seine verkauften Produkte erwirtschaftet werden.

Oder ganz allgemein: Ob Unternehmer, Selbständige, Angestellte oder Arbeiter; alle erhalten Lohn, Gehalt oder Salär für die geleistete Wertschöpfung und bieten somit einen realen Gegenwert, das sollte doch eine Selbstverständlichkeit sein. Und das mit der Spekulation auf Agrargüter kann er gar nicht nachvollziehen. Da werden Wetten auf Ernten gemacht, die noch noch gar nicht zur Aussaat gekommen sind.

Daraufhin habe ich ihm versucht zu erklären, dass sich die Banken- und Finanzwirtschaft in den vergangenen Jahren längst von der Realwirtschaft entkoppelt hat. Das wird bei vielen Liberalisierung genannt, andere nennen das Neo-Kapitalismus je nach Sichtweise des Betrachters. Passiert ist das nicht von selbst, sondern durch aktive Beteiligung ehemaliger Bundesregierungen und finanzkräftiger angloamerikanischer Staaten mit ihren beabsichtigt herbeigeführten gelockerten gesetzlichen  Rahmenbedingungen nach dem Motto "mit Geld lässt sich noch mehr Geld verdienen". Schließlich sind "wir" unseres eigens Glückes Schmied und nichts ist Gott gegeben, auch das konstruierte Finanzsystem basiert auf das Vertrauen aller Akteure. Klar, druckt auch die EZB Geld (virtuell oder sichtbar in Papier/Münzen für den Bargeldverkehr), und manche Kredite sind durch Sparguthaben gedeckt. Aber das sei längst nicht alles, wie man bspw. durch den Einsatz derivativer Finanzprodukte oder eine unerklärliche Geldschöpfung der "Privatbanken" aus dem Nichts durch die eigenhändige Vergabe von Giralkrediten an wen auch immer sehen kann. Hauptsache, das Geschäftsmodell der Kreditnehmer und die Renditeerwartungen sind plausibel, und das am Besten mit mehr oder weniger Eigenkapital unterlegt. Zudem spiegele die Warenterminbörse immer auch die Preiserwartung zukünftiger Entwicklungen wieder, unabhängig eines aktuellen Marktpreises. Die Banken sichern sich so ab, wie es der Markt mit seinen kreativen Instrumenten und Mitspielern im globalen Finanzmarkt hergibt.

Er hat es nicht so recht nachvollziehen können, es war wohl auch nicht gut erklärt und scheint auch ein Buch mit sieben Siegeln zu sein. Ist es aber nicht. Deswegen habe ich nach einem Beitrag gesucht, der die Frage des bodenständigen Bauern möglichst neutral beantwortet, woher das Geld eigentlich kommt. Nun, diesen Beitrag habe ich jetzt in allgemein verständlicher Form gefunden. Alle, die sich für Finanzwirtschaft, Geldschöpfung, Kredite, Zinsen, Hebel, Derivate, Vollgeld, Termingeschäfte, Eigenkapitalhinterlegung, Privatisierung oder allgemein für das Finanzwesen interessieren, sei dieser lehrreicher Beitrag in voller Länge empfohlen. Dieser lief übrigens auch im öffentlich rechtlichen Fernsehen, von daher ist eine gewisse Unabhängigkeit durchaus gegeben. Hier geht es zu dem sehr erhellenden Beitrag: https://www.planet-schule.de/sf/php/sendungen.php?sendung=10690.

P.S. Das ist sicherlich kein üblicher Beitrag für unsere Homepage. Dennoch sind wir indirekt betroffen, sofern wir unsere großen Ideen wie bspw. das Dorfzentrum oder das Generationen übergreifende Wohnen realisieren und finanzieren wollen. Die groben Zusammenhänge im Ansatz zu verstehen und auch für uns zu nutzen wissen, wird durchaus hilfreich sein.