Hetzerath

Unser Dorf stellt sich vor

Das steht an - die massive Veränderung des Erkelenzer Stadtbildes durch erhebliche Erweiterungen der Gewerbegebiete. Die Innenstadt wird dadurch kein bisschen attraktiver, die Dörfer verlieren ihren Charakter und wertvoller Ackerboden geht verloren.

Sollte bebaut werden, was jetzt als „Flächenreserven und Flex-Fläche“ benannt im Gewerbeflächenkonzept steht (siehe Link), würden in ein paar Jahren die Hetzerather und Granterather ausschließlich durch Gewerbeflächen bis in die Innenstadt fahren. Scheid, Commerden und Genehen sind bereits jetzt durch das wachsende Gipco-Gebiet vereinnahmt. Im letzten Ausbau würden an der B57 entlang bis zum Kreisverkehr kurz vor Granterath Gewerbeflächen entstehen. Das nahe gelegenen Wäldchen wäre spätestens dann kein Rückzugsort für Tiere mehr und die Feldwege würden endgültig als Straßen genutzt.

Leben am Gewerbegebiet

Weder die Stadtpolitiker noch der beauftragte Kölner Stadtplaner haben an die Bevölkerung gedacht: Dorfbewohner leben freiwillig in ihren Dörfern, sie möchten auf Felder schauen, nah an der Natur sein und einen weiten Blick haben. Was sie nicht wollen ist, aus der Haustür raus unmittelbar in ein Gewerbegebiet zu fahren. Schon jetzt sehen die Hetzerather und die Besucher von Haus Hohenbusch nicht mehr den Erkelenzer Stadtrand, sondern graue Betonkuben im derzeitigen Ausbau von Gipco an der Autobahn, der in Kürze noch um einiges größer wird - und das auch ohne die Bebauung der sogenannten Flächenreserven und Flex-Flächen.

Motto: weiter so

Zynisch kommen die Beruhigungs-Manöver seitens der Politik daher, die erzählen, dass die Flex-Flächen wenn überhaupt, erst in 30 Jahren bebaut würden. In einer gemeinsamen Erklärung verschiedener Parteien und in einem Video des Bürgermeisters heißt es, man wolle mit dem Gewerbeflächenkonzept „erstmal nur alle Optionen offenhalten, die uns die Bezirksregierung für die weitere Entwicklung der Stadt Erkelenz in den nächsten Jahrzehnten im Rahmen des Regionalplans zugesteht.“ Das Ergebnis lässt sich erahnen: In spätestens 30 Jahren wird gebaut - Bürgerbeteiligung hin oder her.

Flächenfraß als Option der Stadtpolitik - im Ernst?

Politiker sollten sich diese Option bei der Bezirksregierung nicht offenhalten, sondern sie von vornherein ausschließen. Abwiegeln, nicht offenes und viel zu spätes Kommunizieren, das erstmal-alle-Optionen-Offenhalten und das ist-erst in-30-Jahren-soweit-Argument sind steinzeitlich. Nicht nur in Erkelenz - die Gemeinden scheinen generell damit beschäftigt, die jeweiligen Nachbargemeinden mit dem immer noch etwas größeren Gewerbegebiet und den höheren Gewerbeeinnahmen zu überbieten. Das Ergebnis: Flächenfraß, Versiegelung, Verlust an Natur, gesichtslose Vororte, die mal schöne Dörfer waren. Wünschenswert sind Stadtpolitiker, die nicht an immer größere Gewerbegebiete denken, „erstmal alle Optionen offenhalten“ und damit das Gegenteil von dem tun, was zukunftsorientiert und nachhaltig ist. Denn Flächenfraß darf in diesen Zeiten keine Option mehr sein.

Politik mit Vision und Zukunft

Konkurrenzdenken wäre auf anderen Gebieten viel lohnenswerter. Erkelenz könnte in weiteren Horizonten denken: Wir könnten die attraktivste Stadt im Landkreis werden wollen. Eine, die ihre Landwirte in ganz besonderer Weise fördert. Eine Stadt, die auch Nicht-Erkelenzer anzieht, weil es zum Beispiel eine besonders vielfältige Restaurant-Szene, ausgefallene kulturelle Ereignisse mit überregionaler Strahlkraft und herausragende Konditionen für kleine Geschäfte und kleines Handwerk gibt. Wir könnten das Ziel haben, zur blühendsten Stadt im Landkreis zu werden oder die erste, die klimaneutral wird. Und vieles mehr noch.

Phantasie und Ehrgeiz könnten wir auch in das Flächenverbrauchs-Ziel Deutschlands setzen: Derzeit versiegelt unser gesamtes Land täglich 56 ha Fläche; das Ziel für 2030 ist ein täglicher Flächenverbrauch von unter 30 ha. Warum als kleine Stadt nicht mit gutem Beispiel vorangehen? Das alles sind Wirtschaftsfaktoren, die eine Stadt prosperieren lassen. Vor allem lassen sie die Menschen gern in ihr leben. Wuchernde Gewerbeflächen und ein paar Alibi-Blühflächen tun das nicht. 

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