Hetzerath

Unser Dorf stellt sich vor



Bei den politischen Diskussionen um die Umwelt stehen die Emissionswerte rund um CO2 im Fokus. Scheinbar vergessen bleiben dabei Müllvermeidung, Ressourcenschonung, Schutz der Wälder, also letztlich des gesamten Ökosystems. Warum ist ein gelebter Umweltschutz so schwierig?

Menschen und Tiere lernen durch Erfolge und Misserfolge. Ein Schaf läuft in den Elektrozaun, es erhält einen Stromschlag und meidet zukünftig den Kontakt zum Zaun. Ein Mensch ist unvorsichtig und schneidet sich mit dem Messer. Die Erfahrung ist schmerzvoll und zukünftig ist er vorsichtiger.  Die Auswirkungen der Umweltschädigung werden jedoch erst Jahre oder Jahrzehnte später erkennbar. Tiere leben im Hier und Jetzt. Sie sind nicht in der Lage für die Zukunft zu planen. Hier unterscheiden wir Menschen uns (jedenfalls theoretisch) von den Tieren.

Im Alltag ist der gelebte Umweltschutz umständlich, die Auswirkungen sind nicht unmittelbar nachvollziehbar und der Umweltschutz ist mit Aufwand und oft zusätzlichen Kosten verbunden. Bei Entscheidungen zum Umweltschutz müssen Politiker gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte berücksichtigen. Der Stellenwert des Umweltschutzes scheint im Verhältnis zu anderen Punkten für die meisten Politiker heute noch gering zu sein, denn wie sonst sind Vertagungen zum Abschluss von Umweltgesetzen oder „schwammige Grenzwerte auf freiwilliger Basis“ zu rechtfertigen. Unkenntnis der Sachlage (oder Dummheit) kann bei der Mehrheit der Entscheidungsträger ausgeschlossen werden,  denn viele verfügen über einen akademischen Titel und namhafte Wissenschaftler (z.B Prof. Dr. Harald Lesch) publizieren schon lange die massiven Probleme durch den Raubbau an der Umwelt. Nicht zu vernachlässigen ist bei politischen Entscheidungen, dass die Durchsetzung von Umweltgesetzen kritisch für die weitere politische Laufbahn ist, denn die "Früchte" der Gesetze werden erst in Jahrzehnten sichtbar, also nicht mehr in ihrer Amtszeit.

Der Umweltschutz ist noch nicht in den Köpfen der Politiker angekommen | Einige Beispiele

Das zurzeit in Diskussion befindliche Gesetz zum zwingenden Bon bspw. beim Kauf von Brötchen zeigt, dass der Umweltschutz noch nicht in den Köpfen der Politiker angekommen ist. Durch das neue Gesetz wird zusätzlich Papier für die Bons verbraucht, was in den meisten Fällen anschließend weggeworfen wird. Für die Herstellung des Papiers wird Energie verwendet. (Trink-)Wasser verschwendet und zur Papierherstellung werden Bäume gefällt. 

Ähnlich verhält es sich mit der Datenschutz-Grundverordnung. Durch dieses Gesetz wurde/wird eine Flut von Papier hervorgerufen, die nicht ökologisch zu verantworten ist.  

Neben der CO2-Abgabe sind hohe Steuern für Papier, Baumfällungen und Kunststoff lange überfällig, um die sinnlose Verschwendung von Rohstoffen und Energie, sowie das Abholzen von Wäldern einzugrenzen. 

Brasilien ist im Klima-Ranking  positiver bewertet als die BRD. Die massive Abholzung des Amazonas - Regenwaldes wird hierbei scheinbar nicht berücksichtigt. Dies zeigt, dass Schmalspurdenken gelebt wird: Die CO2- Bilanz steht im Fokus. Um den restlichen Umweltschutz kümmert sich die Welt dann später.

Die Feinstaubbelastung und die damit verbundenen Fahrverbote füllten in den vergangenen Monaten die Medien. Zum St. Martinsfest in Kempen am Niederrhein gab es ein 15-minütiges Megafeuerwerk. Was hat diese Pyrotechnik mit dem St. Martinsfest zu tun? Wie wird die damit verbundene massive, vermeidbare, zusätzliche Feinstaubbelastung politisch gerechtfertigt?

Die E-Mobilität wird von der Bundesregierung gefördert. Die ausreichende Verfügbarkeit der benötigten Rohstoffe, die Abbaubedingungen in den Herkunftsländern, die damit verbundene Umweltschädigung, die Entsorgung und Verwertung der Altprodukte stehen nicht im Fokus bei den Entscheidungen zur Elektromobilität.

Durch Schädlinge, Trockenheit und Krankheiten sind große Waldflächen geschädigt. Zusätzlich werden für den Bau neuer Straßen, zum Anlegen von Kunstrasen und zum Schutz vor Windbruch massiv Bäume gefällt. Nicht nur beim Regenwald sondern „vor der eigenen Haustür“ sind die Politiker blind bei ihren Entscheidungen zum Schutz der Umwelt.

Bei einer Firma in Deutschland werden Europaletten hergestellt. Auf meine Nachfrage zur täglichen Produktionsanzahl erhielt ich die Angabe 10.000 Paletten/Tag. Das sind bei 5 Produktionstagen je Woche und 50 Wochen im Jahr 2,5 Mio. Paletten im Jahr. Europaletten sind Pfandpaletten. Wo bleiben diese? Funktioniert das Pfandsystem nicht? Und, wo kommt das Holz für die Herstellung her? Holz wird als Ausgangsrohstoff vielfältig im Alltag benötigt. Wachsen die erforderlichen Wälder genauso schnell wie der momentane Verbrauch?  

Das Hausumfeld der Politiker spiegelt ihre eigene ökologische Einstellung und Verantwortung. Große Pflaster- oder Steinflächen, „Unkrautfrei“, zugemulchte Pflanzbeete, Rasen ohne Gänseblümchen, Disteln, und Bepflanzungen ohne Insektenwert, sind dabei keine Zeichen für gelebten Umweltschutz.

Wo kann jeder Mensch im privaten Umfeld Umweltschutz umsetzen?



Es ist leicht zu argumentieren: „Das bringt doch sowieso nichts. Das ist ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die Politikerund die Industrie müssen erst mal aktiv werden." Bei der aktuellen Umweltsachlage gibt es nur wenige Gründe untätig zu sein. Die Möglichkeiten zur Verbesserung des Umweltschutzes können problemlos Bücher füllen, deshalb sind hier nur einige Beispiele aufgeführt:

Unnötige Wege mit Kraftfahrzeugen vermeiden. Wenn keine ökologischeren Verkehrsmittel genutzt werden können, die Einkäufe sinnvoll planen um dadurch nicht nur den CO2- Ausstoß zu minimieren , sondern auch noch Geld und Zeit zu sparen.

Qualitativ hochwertige Produkte kaufen. Der Anschaffungspreis ist größer, durch die längere Haltbarkeit aber gerechtfertigt.

Was bedeutet denn billig, preiswert, teuer? In der Vergangenheit war ein Verkaufsslogan „Geiß ist geil!“, doch BILLIG ist nicht DEN PREIS WERT. Die Zahl unter der Rechnung trifft keine Aussage über die Begriffe billig, preiswert und teuer. Billige Produkte sind von schlechter Qualität und kurzer Haltbarkeit, sie fallen unter die Rubrik fabrikgefertigter Müll. Preiswerte Produkte erfüllen die geforderten persönlichen Qualitätsansprüche und haben eine gute Haltbarkeit. Bei teuren Produkten wird ein Preis bezahlt, der höher ist als qualitativ gleichwertige, preiswerte Produkte.

Bei Eingangsbereichen von Häusern, Vorgärten und Gärten ist ein Trend zu beobachten. Große Flächen werden gepflastert oder mit Schotter abgedeckt. Pflanzflächen werden mit Mulch oder Torf bedeckt, damit kein Unkraut wachsen kann. Alles soll pflegeleicht sein. Gehwege und Pflastern vor dem Haus werden regelmäßig abgeflammt oder mit Chemikalien bearbeitet, wenn dort Pflanzen in den Fugen wachsen. Welches Vorbild geben hier Eltern Ihren Kindern? Welches ökologisches Erbe bürden sie ihren Kindern auf?

Rasenflächen im Garten müssen für viele Hausbesitzer frei von anderen Pflanzen sein, hierzu wird gezielt Dünger und Chemie eingesetzt. Im Sommer werden diese Flächen bei hohen Temperaturen ausgiebig gewässert und dadurch kostbares Trinkwasser verschwendet. (Bei Verzicht auf das Wässern des Rasens wird dieser gelb und über die Wintermonate wieder grün.) Eine gute Alternative zum Standard Rasen sind Wiesen. Wildblumenwiesen überstehen auch Trockenperioden, erfreuen durch ihre Blütenpracht die Menschen und stehen den Insekten als Nahrungsquelle zur Verfügung.

Bei der Tageszeitung in Papier-Version fällt nicht nur Altpapier an, sondern es müssen zur Herstellung des Papiers Bäume gefällt werden, es wird Wasser verbraucht und Energie. Zur Verteilung der Zeitung muss weitere Energie aufgewendet werden. Eine gute Alternative sind ePaper: Zeitungen in digitaler Form. Dies trifft auch auf Fernsehzeitungen und andere Illustrierte zu. Sie haben im Regelfall einen kurzen Zeitwert zur Information oder Unterhaltung und gelangen zügig in die Altpapiertonne. Bei vielen gewerblich genutzten E-Mails findet sich ein Hinweis am Schluss, der den Leser anregt über die Notwendigkeit eines Ausdrucks nachzudenken. Im Alltag gibt es noch viele Möglichkeiten Papier einzusparen oder auf Recycling Papier zurückzugreifen. Toilettenpapier aus Recyclingpapier ist identisch weich wie andere Produkte. (Auf Firmentoiletten bildet Recycling- Toilettenpapier noch eine seltene Ausnahme). Auch Einwegpapier- Haushaltstücher aus Recyclingmaterial sind erhältlich, jedoch stehen diese in vielen Supermärkten etwas versteckt und sind nach meinen Erfahrungswerten teurer als Nicht-Recycling-Ware. Aus ökologischer Sicht ist der Gesetzgeber hier gefordert, Abhilfe zu schaffen. Eine gute Alternative für viele Reinigungsaufgaben im Haushalt sind Schwämme und Tücher die bei der regelmäßigen Wäsche zur Reinigung mit in die Waschmaschine gesteckt werden.

Viele Produkte sind heute schon mit Umwelt, Bio und Öko bezeichnet. Seien Sie bei der Produktwahl kritisch. Kann ein Nahrungsmittel zu recht mit Bio und Umwelt ausgezeichnet sein, wenn es mit dem Flugzeug vom anderen Ende der Erde kommt und zeitgleich heimische naturbelassene Produkte daneben liegen?

Die Interneteinkäufe geraten aus ökologischer Sicht immer wieder in eine negative Kritik. Werden diese intelligent ausgeführt, d.h. nicht planlos bestellt und wieder zurückgeschickt, sondern nach guter Vorinformation eine Bestellung getätigt, ist dieser Kauf - ökologisch betrachtet - sinnvoll. Zum Erwerb dieses einzelnen Produktes müssten Sie vielleicht 20 oder 50 km zurücklegen, während das Paket Fahrzeug auf der gleichen Strecke z.B. 50 Pakete transportieren. Die Energie und CO2- Bilanz ist dabei wesentlich besser. Wünschenswert wäre dann keine 2- oder 3fach- Verpackung der bestellten Ware.

Weihnachten unter dem Gesichtspunkt des Umweltschutzes

Jedes Jahr werden tausende von Tannen und Fichten als Weihnachtsbaum gefällt. In vielen privaten Gärten wäre ein gepflanzter Nadelbaum über Jahre hinweg mit Lichtern geschmückt als Weihnachtsbaum nutzbar, der zusätzlich auch außerhalb der Weihnachtszeit ökologischen Mehrwert bringt.

Buntes Geschenkpapier wird oft nur einmalig zum Einpacken der Überraschungen unter dem Weihnachtsbaum genutzt. Die Wiederverwertung des gebrauchten Geschenkpapiers über mehrere Jahre hinweg ist noch kein Standard. Aus ökologischer Sicht könnte auch Papier der Tageszeitung zum Einpacken verwendet werden oder nur die Verpackung des Paketdienstes genutzt werden.

Bei Weihnachtsfeiern ist das Wichteln mit Überraschungsgeschenken häufig anzutreffen. Es werden zwangsweise Geschenke gekauft, die einem Horrorwichteln gerecht werden und die Abfalltonne füllen.

Weniger ist mehr: Bei Geschenken sollte mehr die Qualität als die Quantität im Fokus stehen. Wohl überlegte Dinge haben eine längere Lebensdauer. Besonders Kinder werden oft von Verwandten und Freunden mit Geschenken überflutet. Eine Abstimmung mit den Eltern und sinnvolle Geschenkauswahl ist auch zum Wohl der Kinder.

Das neuste Mobiltelefon, die aktuell modische Kleidung, die angesagtesten Kraftfahrzeuge mit ordentlich Power unter der Haube, sind für viele Menschen Statussymbole. Sind Sie als Mensch ohne diese Dinge nichts wert?
     
Real betrachtet: „Das Kind fällt längst schon in den Brunnen“. Wir können nur noch die Geschwindigkeit bis zum Aufschlag reduzieren.



Der Mensch ist nicht die Krone der Schöpfung. Kein anderes Lebewesen auf dem Planeten Erde schädigt den eigenen Lebensraum so massiv und nachhaltig wie der Mensch. Durch die Forschungen werden mit hohem Energieaufwand und in großem Umfang Materialien hergestellt, die von der Natur schwer oder nie mehr abgebaut werden können. Zusätzlich vergiften wir Menschen das Ökosystem und vernichten Lebensraum und Tiere. Letztlich schafft der Mensch sich selber nachhaltig und flächendeckend ab. Das Klima kippt, Müll verseucht den Lebensraum, die Sauerstoffproduktion durch die Wälder ist zukünftig nicht mehr ausreichend, Trinkwasser steht nicht mehr wie erforderlich zur Verfügung.

Wie auch immer der einzelne Mensch zum Glauben steht: Im ältesten Buch der Menschheit - der Bibel - ist der Turmbau zu Babel beschrieben. Das Alter diese Buches zeigt, wie absehbar bereits vor tausenden von Jahren der Egoismus und die Maßlosigkeit der Menschheit deren Ende einleitet und die menschliche Intelligenz mehr Fluch als Segen ist.

Wie sagte bereits Albert Einstein: „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“

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