"Vor 25 Jahren konnten die ersten Hetzerather Siedler ihre Häuser beziehen. Zwischen damals und heute erlebten sie jedoch eine bewegte Zeit. Es waren die Jahre politischer Unfreiheit und des zweiten Weltkrieges, in denen die Siedler in ihrer karg bemessenen Freizeit ihre Häuser wohnlich gestalten und ihre Gärten urbar machen mußten.

Nachdem unser Raum zum Kampfgebiet erklärt worden war, mußten die Siedler mit der übrigen Dorfbevölkerung die Heimat und damit ihre Häuser verlassen, ohne ihr Hab und Gut mitnehmen zu können. Nach dem Zusammenbruch hieß es deshalb für viele, wieder von vorne anzufangen. Wie schwer das in den ersten Nachkriegsjahren gewesen ist, kann nur der ermessen, der selber von dieser Not betroffen war. ... Des weiteren berichten wir über den Wiederaufbau der Siedlung nach ihrer Zerstörung am Ende des zweiten Weltkrieges. Verschweigen wollen wir jedoch im einzelnen die Zeit der politischen Unfreiheit, weil wir vernarbte Wunden nicht wieder aufreißen wollen. Es ist unser Wunsch, daß diese Zeit mit der Generation, die sie erleben mußte, vergessen wird. Daran knüpfen wir die Hoffnung, daß uns und unserem Volk in Zukunft eine solch schwere Heimsuchung erspart bleibt. ... Bei der Feier zum 25jährigen Bestehen unserer Siedlung ist es unser sehnlichster Wunsch, daß uns und unseren Nachkommen Freiheit und Frieden erhalten bleiben. Dazu möge jeder seinen Teil beitragen."

Diese Sätze von Fritz Littfinski aus dem Vorwort der sehr lesenswerten Festschrift "25 Jahre Siedlung Hetzerath 1939 - 1964" der ehemaligen Siedlergemeinschaft Hetzerath (heute Interessengemeinschaft Hetzerath) können wir auch nach über 50 Jahren als Vermächtnis für den heutigen gesellschaftlichen Wandel verstehen, wo "fake news", der wirtschaftliche Vorteil und Beliebigkeit in einer scheinbar entfesselten Ordnung en vogue sind. Dabei bleiben gelebte Heimat und Zusammenhalt Begriffe, die aktuell in aller Munde sind. Diese zu bewahren, zu gestalten und daran mitzuwirken, bleibt unser aller Aufgabe und ist gewiss nicht Gott gegeben. Die Siedler der sogenannten Bergarbeitersiedlung, die selbst die Flucht vor einem sinnlosen Krieg erleben mussten, haben es uns vorgemacht und dabei mit ihren Familien und für die Entwicklung unseres Dorfes Vorbildliches geleistet. Dieses zeigt die Abschrift "Chronik der Siedlung Hetzerath" von Karl Jopen aus dem Jahr 1964 sehr eindrucksvoll und überaus bewegend. Gerade wegen unserer fremdbestimmten Historie in den 30/40er Jahren des letzten Jahrhunderts gilt es, aus der Geschichte zu lernen, und unsere offene Gemeinschaft auch zukünftig mit durchaus erprobtem Tatendrang und mit Blick nach vorne aktiv zu gestalten.

Hier die Links zu den Abschriften aus der Festschrift "25 Jahre Siedlung Hetzerath 1939 - 1964"  für alle geschichtlich Interessierten zum Nachlesen.

Teil 1 | Rodung und Einzug

Teil 2 | Die Evakuierung

Teil 3 | Die Heimkehr

Teil 4 | Der Wiederaufbau

Das Archiv der Interessengemeinschaft Hetzerath hat noch mehr Geschichtliches aus unserem Dorf mit seinen Menschen zu bieten. Ein Besuch lohnt sich. Geöffnet ist das Archiv in der Regel jeden Montag ab 17.00 Uhr. Uns ist es ein Anliegen, dass Dorfarchiv mit seinen Geschichten nach und nach online zu stellen. Weitere tatkräftige Mitwirkende mit neuen Ideen aber auch Menschen mit ihren verzählten und bewegten Geschichten sind immer herzlich willkommen!